… Deine Medizin sein und Deine Medizin Deine Nahrung. (Hippokrates)
Es beginnt mit der Muttermilch. Ein Baby sendet über das Stillen bestimmte Signale in den Körper der Mutter, die daraufhin genau die Nahrung produziert, die der Säugling braucht. So steht zum Beispiel bei Erkältungen die perfekte Medizin zur Stärkung der Immunabwehr zur Verfügung. Nahrung ist LEBEN.
Gibt es Eltern, die den Zuckerschock bei und nach Kindergeburtstagen noch nie gesehen haben? Ruf HIER, wenn ja! Die noch nicht beobachtet haben, wie ihre Kleinen erst aufdrehen wie ein Turbodiesel und dann in ein überdrehtes Tränenloch fallen? Nahrung hat ungeheure Macht über den Stoffwechsel, im Gehirn und im Darm!
Wer ein Zöli-Kind hat – oder selbst eins war und entsprechend heute noch ist – kennt den gigantischen Unterschied, wie anders sich der Körper anfühlt, wenn er endlich das Essen bekommt, das er braucht. Nur die richtige Nahrung vermag das Fortschreiten der sonst so zerstörerischen Zöliakie zu stoppen – ein Wunder, das keine Pille vollbringt und auch nicht vollbringen wird. Es sei denn, man beginnt menschliche Gene zu manipulieren. Und selbst dann…
Essen ist nicht alles. Aber ohne richtiges Essen ist alles nichts.
Was ich in über 30 Jahren Medizinjournalismus gelernt habe, ist, dass nichts wirklich heilen kann, wenn du nicht die Nahrung bekommst, die zu dir passt. Der richtige Geschmack, die richtige Textur, der passende Zeitpunkt, die Abwesenheit von Mangel, sind so essentiell wichtig, dass nichts dieses Erlebnis ersetzen kann.
Nahrung kommt vor allem anderen: vor Kräutern, Ölen, sanfter Medizin, klassischer Medizin. Und sie kommt auch danach, wenn alles getan ist, was eine Ärztin oder ein Heilpraktiker an Möglichkeiten im Köcher hat. Leben geht in allererster Linie durch den Darm, bei gleichzeitiger Rückkopplung ans Gehirn, und beide lassen sich nicht veräppeln.
Manchmal muss es Fastfood sein.
Bei Zöliakie allemal, weil mit dem Burger oder der Pizza oft für so lange Zeit der mahnende Zeigefinger verbunden war: ACHTUNG, WEIZEN! Und dann macht es auch noch dick. Doppelstrafe. Kehrt all das endlich in glutenfrei zurück an deinen Tisch, ist doch klar, dass da ein gewaltiger Nachholbedarf gestillt werden will. Der komplett falsche Zeitpunkt für Schuldgefühle!
Es tut der Seele gut, die dem Darm Bescheid gibt, dass es total okay ist, sich das zu gönnen. Ich kann viel besser gesund und meinem Bedürfnis entsprechend essen, wenn ich auch über die Stränge schlagen darf.
Meine Zöliakie hat im März Gesellschaft bekommen von vier weiteren Autoimmunerkrankungen, allesamt getriggert von erst der Corona-Impfung und dann von der Corona-Erkrankung selbst.
Die Diätpläne, die all das theoretisch erfordern würde, sind unmöglich einzuhalten, weil die Notwendigkeiten sich teilweise komplett widersprechen.
Was bleibt also?
1. Informieren, was der Körper braucht, und ich habe das unendliche Glück – zumindest, was die Zöliakie-Diät angeht und lebensrettende Aktionen mitten in der Nacht, von Katinka liebevollst umsorgt zu sein.
2. Spüren, was der Körper möchte und das dann auch zu essen.
3. Die Seele fragen, womit sie sich – und damit ist sowohl seelische als auch körperliche Nahrung gemeint – am besten entspannen kann. Denn ohne das kommt kein Darm und kein Immunsystem wirklich zu Potte. Ich zitiere Oprah: "Es gibt Menschen (und Essen), die Dir Kraft geben, und solche, die dir Kraft rauben. Lass die Sucker gehen."
4. Versuchen, aus all dem, was deine Zöliakie und der Rest vom Leben dir abverlangt, einen Schuh zu machen. Einen, der perfekt zu dir passt, und der nirgendwo drückt.
Wenn ich Menschen sehe, die sich kerngesund ernähren und mit 50 plötzlich am Herzinfarkt sterben, und andere, die jede Sünde begehen und mit 80 noch fit sind wir ihre Sneaker, dann frage ich mich, ob wir etwas Grundlegendes über das Gesund Sein noch nicht ausreichend verstanden haben. Nämlich, dass Essen immer bleiben wird wie Muttermilch. Nur irgendwann müssen wir sie selbst beschaffen.
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