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Katinka Reichelt

Kita oder nicht Kita? Das ist hier die Frage!


Unter Emilys Lieblingswörtern hat "Kita" über Nacht den Spitzenplatz errungen. Rein theoretisch würde jetzt ihre Eingewöhnungszeit beginnen.

Rein praktisch sind wir alle von Lockdown, Angst vor Ansteckung und Ungewissheit umgeben. Und in ihrem Fall kommt die Frage hinzu, wie ich sie vor allgegenwärtigem Mehlstaub schützen kann.


Bis vor einer Woche wussten wir nicht, dass sie glutenfrei essen MUSS. Sie tat es zwar weitgehend, um die Kontamination in unserem Zuhause mit zwei erwachsenen Zölis so niedrig wie möglich zu halten. Doch nun kommt das Risiko gleich von zwei Seiten. Gäbe es kein Corona, müsste ich "nur" auf Gluten achten. Was dieses "nur" bedeutet, wird nach dem ersten Gespräch mit der Kindergartenleitung deutlich: Unser MiniRebel ist die erste, die mit einer solchen Notwendigkeit quasi ihren Dienst antritt. Also gab es dort auch keine Dringlichkeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Mir dämmert, dass ich gerade auf dem Weg in einen satten Erklärungsmarathon bin, der so viele von euch schlaflos macht. Mich nun auch.


Seit 8 Monaten steht Emily sehnsüchtig vor dem Zaun, der den Kita-Spielplatz von ihrem bisherigen Leben trennt, und wartet auf Einlass. Sie ist mehr als bereit.


Heute entscheidet sich, ob die Kindergärten öffnen.


Ich war knapp 20 Jahre alt, als ich die vage Diagnose ohne Gebrauchsanweisung bekam. Emily ist 20 Monate und da ist die Erklärung deutlich schwieriger, obwohl ich inzwischen jede Maßnahme auswendig daher beten kann, wenn mich jemand aus dem Tiefschlaf reißt (der seit ihrer Geburt äußerst selten geworden ist). Sie ruft "Kita Emmy happy" und hüpft auf und ab. Sie weiß von all dem nichts.


Wir sind zerrissen zwischen dem Wunsch, das Richtige zu tun, und der Angst, das Falsche zu tun. Wenn die Kindergärten wieder öffnen, wird Emily überglücklich sein. Und ich doppelt ratlos.

Ich fürchte mich, und ich fürchte vor allem um sie – vor dem doppelt Unsichtbaren: Mehlstaub und Coronaviren. Ich weiß nicht, was ich ihr (oder mir) wünschen soll, und ob ich wirklich möchte, dass die Regierung, die so viel Verwirrtes entschieden und verworfen hat, mir nun diese Entscheidung abnimmt. Nichts von dem, was gerade ist, wird von der Entscheidung einfach so weggehen, egal wie sie ausfällt: nicht Corona. Und erst recht nicht Zöliakie mit ihren lebenslangen "no-gluten"-Regeln.


In meinem Kopf kreisen 1000 tolle Rezepte für die Kleinen mit Zöliakie. Bisher hat mich mein Backwahn immer durch dunkle, ungewisse Zeiten getragen. Aber ich habe kein einziges Rezept, wie ich Emily vor dem Griff auf fremde Teller, in fremde Brotdosen schützen kann, selbst wenn ich ihr eigenes Essen koche und mitgebe. Die Kirschen in Nachbars Garten… ihr kennt das.

Hätte, wäre, könnte…


Ich könnte Info-Abende anbieten. Doch Versammlungen sind verboten.

Ich würde Torten oder Cupcakes backen für Kindergeburtstage im Kindergarten. Doch wie ich von euch allen bereits weiß, ist die Begeisterung von Eltern, deren Kinder nicht glutenfrei essen müssen, eher begrenzt – und viele denken noch immer, glutenfrei sei ungesund, wenn man die Diät nicht braucht. Was nicht stimmt. Aber dennoch.

Ich könnte mit Emilys zukünftigen Kumpels bei uns in der Backstube backen… wenn es Corona nicht gäbe.

Ich wäre bereit, einfach alles zu tun, um den Kleinen das Leben leichter zu machen. Aber wie?

Ist jemand da draußen, der seine Erfahrung mit mir teilt?








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