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Der echte Heartbreaker

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Gestern schrieb ein Vater. Er hatte ewig für sein Kind nach glutenfreien Produkten gesucht, die so gut schmeckten, dass er endlich wieder strahlende Augen bei seinem Sohn sah. So oft haben Eltern uns ähnliches geschrieben. Und während ich das lese, zerbricht mein Herz in 1000 Scherben.

Wir werden unsere kleine Manufaktur in Quickborn in wenigen Tagen schließen. "Die sind nicht pleite, die hören einfach nur auf zu backen", sagte Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck, nachdem er eben diese Wirtschaft verwüstet hatte. Und was uns betrifft, hören wir zwar auf – aber nur in Deutschland. Was schlimm genug ist.


ZU TODE BÜROKRATISIERT


Was wir in den neun Jahren an Wunderbarem mit Euch, aber auch an absurder Bürokratie erlebt haben, könnte Bücherbände füllen. Pflichtkurse, wie man auf eine Leiter steigt. Neun Pflicht-Parkplätze für fünf Mitarbeiter, aber nur in Rellingen – nicht in Pinneberg. Zeugen, die Protokoll führen müssen, wenn man ein Pflaster aus dem Schrank entnimmt und auf eine Wunde klebt. Ein markierter Fluchtweg aus einem Foodtruck, in den kaum zwei Menschen passen. Wir ließen den Gedanken an den Foodtruck wieder fallen.

Dazu unvorhersagbar explodierende Sozialbeiträge und Energiekosten. Ist es besser, Weihnachtsgeld oder eine Prämie zu zahlen, die unsere Mitarbeiter steuerlich minimal belastet, frage ich meinen Steuerberater. Egal sagt er. Der Staat langt sowieso richtig hin, denn von irgendwas müssen die Kosten für die Nichtarbeitenden ja bezahlt werden. Aber falls ich etwa in den letzten zwei Jahren Weihnachtsgeld gezahlt hätte und täte es dieses Jahr nicht, dann bekäme ich RICHTIG Ärger. Dieses Land ist in so vielerlei Hinsicht zu einer Drohung geworden.


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Das Schicksal nahm uns die Entscheidung ab, wie wir diesen Wahnsinn immer weiter überstehen.

Das Gebäude, in dem wir 9 Jahre für Euch gebacken haben, wird 2026 abgerissen. Eine neue Bäckerei wäre mit 1001 Auflagen und Kosten gepflastert, die man erst investieren muss, bevor man erfährt, ob man denn dafür auch mit der Genehmigung belohnt wird.



Die Brücke in ein neues Leben


Allein die Erhöhung des Mindestlohns bedeutet in einer ganz normalen Bäckerei pro Mitarbeiter 253 Brötchen TÄGLICH mehr, die man in unserem Fall (1500 Brötchen jeden Tag) erstmal von Hand rollen und verkaufen muss.. Als kleine Familienunternehmer sieht uns Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas in grauen Anzügen, mit denen wir uns in weichen Sesseln herum lümmeln, während sie so richtig malocht. Sie hat solchen Leuten wie uns, dem kleinsten aller Mittelständler, den Kampf versprochen.

Ich weiß nicht genau, wogegen eigentlich. Wir hatten neun Jahre glückliche Kunden, Arbeitsplätze geschaffen. Dazu Versorgung von Menschen, die auf bestimmte Nahrungsmittel angewiesen sind – und ein glückliches Team, das man nur als einen absoluten Traum im positivsten Sinne bezeichnen kann und die unsere erweiterte Familie sind: aus Deutschland, Syrien, Afghanistan und Nepal.



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Wir würden sie am liebsten alle mitnehmen in den Mittleren Osten, wo das Backen nun, dem Himmel sei Dank, für uns weitergeht. Jeden Tag gehen drei Firmen in Deutschland pleite. Weit über 200.000 Betriebe haben das Land bereits verlassen, in Richtung Zukunft. Dorthin, wo Menschen mit Zöliakie z. B. ihre glutenfreien Produkte kostenlos vom Gesundheitsministerium bekommen, über Krankenhäuser an sie verteilt.

Es ist eine völlig andere Welt. Anders als in Deutschland kann man dort nicht einmal in Gedanken ohne Pass einfach über die Grenze fallen und Asyl rufen. Man braucht eine extrem gute Ausbildung, idealer Weise einen Hochschulabschluss und ganz besondere Fähigkeiten, die man alle im einzelnen nachweisen muss, bevor die Regierung auch nur anfängt, über eine Aufenthaltserlaubnis nachzudenken.


Nichts ist nur Licht, es wird auch Schatten geben, und der längste ist schon jetzt, dass wir zumindest für ein Weilchen Abschied von Euch nehmen müssen. Wir arbeiten an neuen Projekten, sind zumindest jetzt gesegnet mit einer Zukunftsperspektive, auch für Europa. Wir werden uns wiedersehen, wenn Ihr möchtet. Was uns bleibt, ist Euch aus tiefstem Herzen zu danken.


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